Sind Nubier auch Ägypter?

Die Frage, ob Nubier Ägypter sind, steht am Anfang eines Tagesausfluges von Assuan zu einem nubischen Dorf am Ufer des Nils. In Deutschland erfährt man wenig über Nubien. Hier hört und liest man nur manche Schlagzeilen, die sich abenteuerlich anhören:

Das Geheimnis der Schwarzen Pharaonen
Im 8. Jahrhundert v. Chr. stießen sie die mächtigen ägyptischen Pharaonen vom Thron. Wie gelang ihnen dieser Kraftakt und warum gerieten sie später weitgehend in Vergessenheit?
(https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/das-geheimnis-der-schwarzen-pharaonen)

Nubien – Land am Nil
Wer sich mit der Kultur Nubiens befasst, muss stärker als bei vielen anderen Kulturräumen den Faktor Zeit einbeziehen. Seit Beginn unserer Zeitrechnung sind über 2000 Jahre vergangen, von Menschen und Lebensformen in Nubien wissen wir jedoch, dass sie schon über 5000 Jahre älter sind. (http://www.nubien.de/)

Nubier
Die Nubier sind ein heute zum Teil stark mit Arabern sowie schwarzafrikanischen Ethnien vermischtes nilo-saharanisch-sprachiges Volk im heutigen Sudan und im südlichen Ägypten
(https://de.wikipedia.org/wiki/Nubier).

Wie erleben wir unseren  Besuch?

Unser Reiseleiter erzählt uns, dass die Nubier Afrikaner sind, die vor mehreren tausend Jahren aus der Wüste kamen und sich im südlichen Ägypten ansiede

im nubischen Dorf

lten. Wir stellen fest, dass die Versuche der Assimilation in das ägyptische Volk nicht sehr erfolgreich gewesen sind, denn sie leben heute noch anders als die Ägypter. Sie schmücken ihre Häuser und streichen sie bunt an. Sie achten auf Ordnung. Das spürt man z.B. an der Sauberkeit der Dörfer und der Häuser. Auf den Straßen sieht man keinen Müll. Selbst die Schafe scheinen gut erzogen zu sein, denn die Herde, der wir begegnen, läuft nur auf dem Fußweg.

Kamelkarawane mit Touristen

Während der Bootsfahrt zu „unserem“ Dorf beobachten wir am gegenüberliegenden Ufer eine Kamelkarawane, die Touristen in ein Nubierdorf bringen. Der Kommerz hat die Traditionen eingeholt. Da sind wir froh über die Aussage unseres Reiseleiters, dass das Dorf, das wir besuchen, noch ursprünglich ist und sich Touristen eher nicht hierher finden.

Wir werden am Ufer von einem älteren Einwohner begrüßt, der uns durch das Dorf führt.

Kindergarten im nubischen Dorf

Er zeigt uns mit Stolz den Kindergarten. Wir werden von den Kindern mit einem Lied begrüßt. Sie freuen sich über den Besuch der Fremden. Es ist wenig, aber schönes Spielzeug vorhanden. Die Schule können wir leider nicht besuchen, da gerade Ferien sind. Dafür gehen wir in die Arztstation. Hier fällt uns als erstes ein mit viel Liebe gestalteter Blumengarten auf. In der Station sind alle benötigten medizinischen Versorgungen unter einem Dach. Die Zahnarztpraxis wird einmal die Woche oder seltener von einem Zahnarzt betreut, alle anderen medizinischen Leistungen leitet eine junge Ärztin. Sie ist praktischer Arzt. In Deutschland behandelte vor 50 – 70 Jahren der praktische Arzt auf den Dörfern auch alles und jeden. So ist es hier immer noch. Die Ärztin ist für die Kinder und auch die Frauenberatung und frauenärztliche Untersuchungen zuständig und natürlich für alle „normalen“ Krankheitsfälle. Ein sehr spartanisch ausgestattetes Labor unterstützt die Ärztin.

Sie ist nicht freiwillig hier. Nach dem Studium „dürfen“ die Absolventinnen in solchen abgelegenen Dörfern ihre Tätigkeit für ca. 3 Jahre ausüben. Zu Männern würden die Frauen des Ortes nicht gehen dürfen bzw. gehen sie freiwillig nicht, deshalb werden Ärztinnen verpflichtet. Die Ärztin ist stolz auf die Einrichtung, die etwas Besonderes in dem Nubierdorf ist. Wir denken, so primitiv würde zu Hause kein Arzt mehr seinen Beruf ausüben wollen.

im nubischen Dorf

Die Häuser sehen alle sehr gut aus und sind zum Teil mit Gemälden geschmückt. Hier sehen wir interessante Architekturen und viele Kuppeldächer, die bei dem zum Teil heißen Klima eine erträgliche Raumtemperatur gewährleisten. Das ist bei Ägyptern gar nicht möglich, denn die Kuppelbauten sind bei ihnen für Grabmale reserviert.

Wir gehen durch schmale Gassen, eher einen knappen Meter breite Trampelpfade zwischen den Anwesen. Allerdings hat das den Vorteil, dass die Sonne uns nicht so intensiv bescheinen kann. Wir gehen zum Wohnhaus unseres Führers und dürfen es besichtigen. Die Nubier wohnen im Familienverband.

Ein Wohnhaus im nubischen Dorf

Die Eltern bauen die Häuser für ihre Kinder. Wir betreten einen schattigen, luftigen Hof und staunen über die schönen Wandmalereien, alles ist sehr aufgeräumt und liebevoll dekoriert. Stolz zeigt uns der Hausherr seine Sammlung von ausgestopften Tieren, vor allem Krokodile unterschiedlicher Größe.

Früher wurden die Häuser aus Lehmziegel gebaut und mussten durch die Nilhochwasser fast jährlich erneuert werden. Durch den Staudamm gibt es diese Hochwasser nicht mehr und die neuen Bauten werden aus Stein gebaut. Jeder versucht über der Haustür ein ausgestopftes Tier anzubringen zum Schutz des Hauses, das ist Tradition. Wir besuchen noch das Nachbarhaus, das die Tochter unseres Führers mit ihrer Familie bewohnt. Als wir das Haus verlassen, stellen wir fest, dass wir fast am Ende des Ortes sind. Wir sind durch ein recht großes Areal innerhalb der Häuser gelaufen, ohne es zu bemerken.

Die interessanten Informationen, die uns der einheimische Führer bringt, tragen zu einem sehr gelungenem Tagesausflug bei. Wir lernen, dass Nubier keine Ägypter sind und Ägypter keine Afrikaner.

Mehr Bilder finden Sie hier.

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