Nepal Tag 7-04_Patalahara

Die Tharu sind nicht nur der wichtigste Stamm im Terai, sondern auch die viertgrößte Sprachgruppe in Nepal.

Den Mittelpunkt des sozialen Lebens bildet die Großfamilie, die aus über 50 Personen bestehen kann und über mehrere Höfe verteilt leben kann. Die Führung liegt in der Hand des Oberhauptes oder seines ältesten Sohnes, wobei die Entscheidungen, etwa über die Verteilung von Feldarbeit oder die geplanten Ausgaben, in Absprache mit den ältesten Familienmitgliedern erfolgen.

   

Eine parallele Hierarchie besteht unter den Frauen, die über die im Haus anfallenden Aufgaben bestimmen. Wie sagt Vijay, viele Jahre erträgt die Frau alle Schikanen der Schwiegermutter, im Wissen, dass sie sich nach der Hochzeit des Sohnes revanchieren kann.

Die Gebäude sind einfache Lehmhütten mit weit überragenden Strohdächern. Die Größe des rechteckigen Gebäudes wird im wesentlichen von der Anzahl der unter einem Dach zusammenlebenden Familienmitglieder bestimmt. Im Inneren sind die Häuser dreigeteilt.

Etwa ein Viertel dient als Stallung für Schafe und Geflügel, der mittlere, durch zwei Türen zugängliche Raum hat die Funktion des Wohn-, Arbeits- und Empfangraumes.

Abgetrennt davon nimmt die Privatsphäre der Familie den nördlichen Teil des Hauses ein, bestehend aus Küche, Schlafräumen und einer Nische für religiöse Kulthandlungen. Als Trennwände zur Küche dienen viereckige, übermannshohe Lehm-Vorratsbehälter, die „Wandschränke“ der Tharu.

Gleich neben den Häusern haben die Zebus ihre Unterkunft, meist nur ein Dach. Wer solche Tiere sein eigen nennt, hat schon einen großen Besitz. Die Zebus werden zum Pflügen gebraucht und vor einem Transportkarren konnten wir sie auch beobachten.

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Die Religion der Tharu ist eine Synthese aus Geisterglaube und hinduistischer Götterverehrung. Während die Geister im allgemeinen das Böse verkörpern und als Ursache für das Unglück angesehen werden, hofft man, durch geeignete Rituale das Wohlwollen der überwiegend gutmütigen Götter auf sich zu ziehen. Die Welt der Tharu wird zunehmend von indischen Zuwanderern bedrängt, die im Terai einen neuen Lebensraum suchen und damit das Kulturgut ihrer hinduistischen Heimat importieren.

Die Tharu bauen vorwiegend Reis, Mais und Weizen an und versuchen das Öl aus Senf und Leinsamen zu verkaufen. Das Leben spielt sich vor allem auf der Straße ab.

Einige Kinder betteln und so lassen wir uns dann doch erweichen, und geben unsere Süßigkeiten schon hin. Andere Kinder begleiten uns mit einem Fahrrad und bieten uns dann selbst gewebte Beutel zum Kauf an. Da können wir den großen schwarzen Kinderaugen nicht widerstehen.

Es sind die zwiespältigsten Gefühle, die uns begleiten. Einesteils sind die Leute sehr arm, aber andererseits wirken sie glücklich. Wie lange wird dies noch so sein, wenn die westlichen Vorstellungen vom Leben sie erst richtig erreichen. Jetzt kommt alle 14 Tage mal ein Bus mit Touristen und bringt bunte Bonbons, Kugelschreiber und solche Kleinigkeiten. Das verdirbt schon die Kinder. Was wird, wenn das größere Formen annimmt? Man mag nicht darüber nachdenken und eigentlich wäre das so wichtig, denn das, was wir hier mitbringen ist nicht der Fortschritt. Dieses Volk wird mal von der „Zivilation“ überrollt werden und seine jetzigen Werte nicht mehr zu würdigen wissen und ihr Glaube wird sie davor nicht schützen. Schade, dass Moderne so grausam sein kann. Ich wünsche mir, dass diese Menschen trotz ihrer Armut, glücklich bleiben, hoffentlich nicht nur ein frommer Wunsch.



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