Beim Landgang gehen wir erst ein Stückchen die „Straße“ entlang, danach wechseln wir auf den „Bürgersteig“. Das ist ein wirklicher Bürgersteig, denn mehrere Bretter bzw. Latten nebeneinander, ca. 75 cm breit und 50 cm über dem Boden, dienen als Laufweg. So können wir den Weg zum Kulturhaus nicht verfehlen. Die Häuser haben fast alle schon bessere Tage gesehen. Sie haben schlechte, brüchige Fenster und klapprige Türen. Aber bei dem Wetter, was hier ständig herrscht und der Armut ist das kein Wunder. Sämtliche Leitungen verlaufen auch hier natürlich überirdisch. Die Isolierungen sind teilweise recht schlecht. Da kann im Winter bestimmt das eine oder andere einfrieren. Die kleine Trafostation, eigentlich ein mit Diesel betriebenes Notstromaggregat, sieht eher aus wie ein Schrotthaufen.
Vor dem Kulturhaus springen viele Kinder herum. Manche haben Kostüme an, in denen sie dann ihre Tänze vortragen werden. Im Vorraum sind wieder Tische aufgebaut mit schönen Handarbeiten. Es gibt auch Pelzstiefel und Pelzmäntel. Ein weißer Polarfuchsmantel interessiert Renate und mich. Aber wo sollen wir den denn tragen? So kalt ist es ja in Deutschland kaum. Am schönsten finde ich handgemachte Puppen in Nationaltrachten vor kleinen Jurten bzw. Jagandas. Dann nehmen wir im Saal Platz und die Vorstellung beginnt. Wir werden begrüßt und Mädchen unterschiedlicher Altersgruppen tanzen ihre Folkloretänze. Es gibt auch Gesangseinlagen. Sehr beeindruckt uns eine 76-jährige Ewenin, die ein Lied in ihrer Muttersprache singt. Die Sprache der Ewenen ist fast vergessen und ausgestorben. Die Ewenin versucht, ihre Sprache an die Jugendlichen weiterzugeben.
Nach dem Konzert gehen wir uns noch etwas den Ort ansehen. Das Wetter wird immer schlechter, so gehen wir zurück zum Schiff.