Wir fahren zu den Wüstenschlössern. Es ist hundekalt und es weht ein eiskalter Wind. Und deswegen fahren wir extra nach Jordanien, um uns so durchpusten und durchfrieren zu lassen? Bloß gut, dass wir warme Sachen mit haben.
Wir erreichen Quasair Amra. Der „Rote Palast“, wie das Schlösschen übersetzt heißt (https://de.wikipedia.org/wiki/Qusair_%CA%BFAmra). Es wurde gründlich restauriert und ist seit 1999 Teil des Unesco-Weltkulturerbes. Der äußere, schlichte Eindruck des Badehauses, das einst Teil einer großen Festung aus dem 8. Jh. war, täuscht über die Schönheit der Innenräume. Es ist ein Bauwerk der Omayyaden. An den gewölbten Decken und an den Wänden sind schön restaurierte Fresken, die das aristokratische Leben widerspiegeln. Links vom Eingang zur dreischiffigen Empfangshalle verschönern Szenen aus dem täglichen Leben, rechter Hand ist eine nackte Frau beim Baden zu sehen, und neben ihr stehen sechs Herrscher. Vier sind durch Inschriften identifiziert: der byzantinische Kaiser Caesar, der Westgote Roderich, der Perser Chosroes, Negus, der äthiopische König – alle Feinde des Islam. Ihre Darstellung soll die Überlegenheit der Araber unterstreichen.
Sehenswert sind die Fresken mit den Jünglingen bei der Gymnastik oder liegend bei rituellen Alkoholgelagen. Im Thronsaal (gegenüber dem Eingang) stellt ein Bild den Bauherrn dar, den Kalifen Walid. Schön erhalten sind auch die Bodenmosaike. Die herrlichen Deckenfresken zeigen Handwerker, wie Maurer, Schmiede, Schreiner, bei der Arbeit oder Karawanenszenen mit reisefertigen Transportkamelen. Die Fresken belegen, wie wenig man sich im Frühislam um das Darstellungsverbot von Menschen und Tieren kümmerte, nicht zu reden von erotischer Malerei.
Von der Halle führt ein schmaler Durchgang in das Bad, das aufgeteilt ist in kalten, lauwarmen und dampfenden Bereich. Mehr Sehschlitze befinden sich hier in den Wänden als Schutz vor den Sandstürmen der Wüste. Auch hier gibt es an den Decken Fresken. Vor dem Palast steht das Brunnenhaus, das die Wasserversorgung für das Badehaus regelte.
Wir fahren weiter zum nächsten Wüstenschloss zum Qasr al-Kharana (https://de.wikipedia.org/wiki/Qasr_Kharana). Wozu Qasr al-Kharana errichtet wurde, ist unklar. War es ein weiteres Lustschloss? Oder auf 35 mal 35 m eine Verteidigungsstellung, wofür die wuchtigen Ecktürme sprechen würden? Für beides gibt es Hinweise. Möglicherweise war es aber auch nur eine der ersten Karawansereien.
Es ist ein zweistöckiges Gebäude. Nach einer Inschrift in der oberen Etage zu schließen, muss das Fort schon im Jahr 710 bestanden haben. Im Erdgeschoss liegen um den Arkadenhof schmucklose Stallungen und Lagerräume. Im Obergeschoss wohnten der Schlossherr, sein Hofstaat und Gäste. In einigen Räumen sind noch dekorative Elemente wie Rosetten und Reste von Wandmalereien zu sehen. Die Räume in der oberen Etage kann man wie ein Labyrinth durchlaufen. Ich bin so einmal rundum gelaufen.
Wir fahren weiter zum Kastell Qasr al Azraq, eine Wüstenfestung (https://de.wikipedia.org/wiki/Qasr_al-Azraq). Berühmt machte Qasr al Azraq, wie der Gedenkstein am Eingang verkündet, Lawrence von Arabien, der hier vor dem Sturm auf Damaskus sein Lager aufschlug (https://de.wikipedia.org/wiki/Lawrence_von_Arabien_(Film)).
Im 13. Jh. war das Kastell aus schwarzem Basaltstein errichtet oder zumindest auf bestehenden Grundfesten erweitert worden. Es hatte mehrere Etagen, die durch ein Erdbeben Anfang des 20 Jh. zerstört wurden. Unter den Römern war es ein Teil eines Verteidigungswalles, des Limes Arabicus. Die Omayyaden unterhielten hier einen militärischen Stützpunkt. Später nutzten Ayyubiden und Osmanen die Burg als Garnison. In der Mitte des Innenhofes befindet sich eine kleine Moschee.