Im Bundesstaat Veracruz, zwischen den Ortschaften Papantla und Poza Rica, liegt die antike Stätte von El Tajin, die bedeutendste archäologische Ausgrabungsstätte an der Golfküste von Mexiko.
Wir starten an diesem Tag in Tlaxcala. Hier bewundern wir noch einmal die stilvolle Einrichtung des Hotels San Francisco, das direkt am Zokalo gelegen ist.
Errichtet wurde das Zeremionalzentrum El Tajin ca. 100 vor Christi, vermutlich durch den Stamm der Totonaken, den damaligen Bewohnern der Region. El Tajin oder „Der Blitz“ in der lokalen Sprache, war lange die einflussreichste Stadt an Ostküste von Mexiko. El Tajin war einige Jahrhunderte in der dichten tropischen Vegetation von Veracruz verborgen. Durch Zufall wurde die Ruinenstadt (wieder) entdeckt und in den 1990er Jahren von der UNESCO als Weltkulturerbe aufgenommen.
Die wichtigste Pyramide ist die sogenannte Nischenpyramide (Piramide de los Nichos).
Sie ist 25 m hoch und 1225 m² groß. Die Pyramide hat 365 Nischen, was höchstwahrscheinlich ein Sonnenjahr symbolisieren soll. Neben der Nischenpyramide bietet die Anlage von El Tajin zahlreiche weitere Pyramiden und pyramidenartige Gebäude, Tempel und Grabhügel, wobei schätzungsweise einige hundert Grabhügel und etliche weitere Strukturen noch gar nicht freigelegt werden konnten.
Auch die anderen gut restaurierten Pyramiden zeigen sich von ihrer besten Seite, so dass man einen gewaltigen Eindruck von der Gesamtanlage erhält. Insbesondere der Blick von dem Hügel, auf dem ein mit Stroh gedeckte Schutzdach eine Ausgrabung beschützt, erhält man einen Überblick. So konnten wir anhand des Modells, das wir im Museum sahen, die einzelnen Pyramiden einordnen.
Die Kunstfertigkeit der Erbauer zeigt sich an den Verzierungen der einzelnen Pyramiden.
Bekannt ist El Tajín auch durch sein kultisches Ballspiel, das möglicherweise mit Menschenopferungen endete. Bei diesem Spiel mussten die Mannschaften (die Anzahl der Spieler ist nicht bekannt; es gibt allerdings Abbildungen, die insgesamt vier Personen zeigen) den Ball mit der Hüfte in einen hochgelegenen Ring befördern. Dieser Ball war ein harter Kautschuk-Ball, weshalb die Spieler auch einen großen Gürtel trugen. Es wird angenommen, dass entweder die Verlierer oder die Sieger anschließend geköpft wurden, wobei feststeht, dass die rituelle Opferung damals als große Ehre galt.
Los Voladores
Auch heute noch wird in El Tajín mehrmals am Tag ein altes Fruchtbarkeitsritual der Totonaken gezeigt, der Danza del Volador. Vier Männer (Voladores) symbolisieren die vier Winde, ein fünfter Mann gilt als Symbol der Sonne.
Tanzend bewegen sich die vier Männer auf den Stamm zu. Sie begrüßen den Stamm und umkreisen ihn mehrmals. Dann begeben sich die vier Winde auf die Spitze des Stamms.
Als letzter klettert der fünfte als Sonne auf die Spitze des Stammes. Er setzt sich gen Osten und beginnt, mit einer kleinen Trommel und einer Flöte zu spielen, während die vier Winde sich drehend das Seil um den Unterleib wickeln. Die Sonne begrüßt nun die vier Himmelsrichtungen mit ihrem Spiel. Sie wendet sich diesen nacheinander zu und tanzt auf der Spitze. Danach lassen sich die vier Winde kopfüber langsam mit 13 Drehungen auf die Erde nieder. Die Sonne spielt während dieser Zeit die Trommel und Flöte. Nachdem die vier Winde die Erde erreicht haben, begibt sich die Sonne am Stamm oder über eines der Seile auf die Erde nieder.
Dieses Ritual diente früher der Vorbereitung von Jünglingen zwischen 20 und 25 Jahren. Die Voladores begaben sich eine Woche vor dem Ritual auf die Suche nach einem geeigneten Baum. Vor dem Fällen tanzten sie ihm zu Ehren und baten um die Erlaubnis für das Fällen. Erst dann wurde der Baum mit großer Vorsicht gefällt, damit ihm so wenig Schmerzen wie möglich zugefügt werden. Der ausgesuchte Baumstamm musste mindestens 25 m hoch und die Seillänge genau abgemessen sein, damit die vier fliegenden Voladores exakt 13 Umkreisungen des Stammes erreichen, welche einen Zeitraum von 52 (4×13) Jahren symbolisieren.
Die Kleidung der Voladores ist auch heute noch eine rote Hose, ein weißes Hemd, ein rotes Band um die Hüften sowie ein Federkopfschmuck.
Umrahmt wird dieser rituelle Platz von zahlreichen Händlern, die Touristen ihre Waren anbieten.
Unsere heutige Reise endet im La Quinta Hotel in Poza Rica de Hidalgo.
Hier finden wir wie im gesamten Land immer noch die Knochengestalten der Feiern Aller Seelen Anfang November.