Wegen der zu erwartenden intensiven Sonneneinstrahlung am Mittag starten wir heute ein halbe Stunde früher als sonst. Unsere erste Etappe ist der Canyon von En Avdat, eine grüne Oase inmitten der Wüste. Erstaunlich viele Vögel leben hier. Spatzen, Tauben und Geier erkennen wir. Da sind aber noch viele anderen Vögel, die sich hier wohl fühlen. Selbst ein Steinbock ist uns vor die Linse gelaufen.
Die imposante Landschaft mit 100 m hohen Felswänden rahmt den Bach ein, der für die Pflanzen und Tiere hier die Lebensgrundlage darstellt. Die Stille wird nur von den Schulklassen unterbrochen, die heute wieder alle ihren Wandertag haben. Wir stellen fest, dass Kinder auf der ganzen Welt ähnlich veranlagt sind, was die Lautstärke betrifft. Oberhalb des Canyons besuchen wir die Gräber des Staatsgründers David Ben Gurion und seiner Frau. Auch hier finden wir Schulklassen. Den Abschluss bildet das Haus der Ben Gurions.
Der Weg nach Bethlehem führt uns aus der Wüste wieder in grünes Land und zum Schluss in das Palästinensergebiet. Wir kehren zum Mittagessen bei einer christlichen Palästinenserfamilie ein. Die Tochter Ursula begrüßt uns in sehr gutem Deutsch und erzählt uns, dass sie in Deutschland studiert hat und jetzt in der Gruppe „Wings of hope for trauma“ leitet. Das ist eine nichtstaatliche Gruppe, die von Spenden lebt. Die Mutter Faten Mukarke hat ihre Kindheit in Deutschland verbracht und spricht ein perfektes Deutsch.Sie spielt ihr arabisches Erzählertalent aus und stellt die Geschichte Palästinas von der Zeitenwende bis heute dar. Alle Friedensprozesse, zum Schluss Oslo 1 und 2 haben nichts bewirkt. Die Fronten haben sich eher noch verhärtet. Faten träumt von einem dauerhaften Frieden und nicht nur von Pausen in den Auseinandersetzungen. Ihr Buch „LEBEN ZWISCHEN GRENZEN eine christliche Palästinenserin berichtet“ zu diesem Thema ist wirklich lesenswert.
Sie steigt mit uns in den Bus und zeigt uns die Mauer, die die Israelis zur Abschirmung der Palästinensischen Gebiete gebaut hat. Graffitis stellen den Standpunkt der Palästinenser dar. Eins zeigt eine Taube, deren Flügel von 2 Wildschweinköpfen in unterschiedliche Richtungen gezogen werden. Dann zeigt sie uns noch eine Siedlung der Israelis, die auf palästinensischem Gebiet gebaut wurde. Hier wohnen geschätzt 10.000 Einwohner.
Zum Schluss führt sie uns in die Geburtskirche in Bethlehem. Leider können wir nur einen Teil bewundern, weil sie renoviert wird. Trotzdem ist das Interesse der Besucher riesengroß und wir müssen uns in eine lange Schlange einreihen. Dann sehen wir die Grotte, in der Jesus gelegen haben soll. Unmittelbar neben der orthodoxen Geburtskirche steht die katholische Kirche der heiligen Katharina. Hier hat Hieronymus die Bibel aus dem Hebräischen und Aramäischen ins Lateinische übersetzt, so dass sie auch vom Volk gelesen werden konnte.
Den Abschluss des Tages bildete ein Besuch in einem Souvenirladen, in dem christliche Schnitzer u.a. die von ihnen aus Olivenholz geschnitzten Kunstwerke anbieten.