Aqaba am Roten Meer

Auf dem Weg vom Wadi Rum nach Aqaba öffnet sich das Tal zum Meer hin und wir passieren eine Zollkontrollstation. Aqaba ist eine Freihandelszone. Wer das Tal in Richtung Inland verlässt, muss hier seinen Zoll bezahlen.

Aqaba ist eine Stadt am Meer mit ca. 40.000 Einwohnern. Sie liegt im Vierländereck am Roten Meer am Golf von Aqaba: Saudi Arabien im Südwesten des Golfs, Jordanien im Nordwesten mit einer Küstenlänge von ca. 38 km, Israel im Nordosten mit einer Küstenlänge von ca. 12 km und Ägypten im Südosten des Golfs.

Uns erwartet eine grüne Oase nach all der kargen Landschaft. Der Bus fährt direkt zum Hotel. So sehen wir nicht allzu viel von der Stadt. Wir steigen am besten Hotel am Platz im Radison SAS ab. Uns überrascht das Flair. Viel Glas, insbesondere zum Meer zu, ein ansehnlicher Swimmingpool und die Zimmer im Seitengebäude mit offenen Gängen. Das Zimmer ist gut ausgestattet und gemütlich.

Wir beschließen, das schöne Wetter zu nutzen und uns in die Wellen des Meeres zu stürzen. Das Wasser hat 22°C und die Sonne scheint wunderschön warm. Jetzt erinnern wir uns an den Kontrast zum Wetter in Amman.

Es ist schon toll. Allerdings ist es im Sommer möglicherweise noch angenehmer. So beschließen wir nach dem Trocknen in der Sonne uns zu Fuß in die Stadt zu begeben.

Unterwegs treffen wir andere Mitreisende, die arg enttäuscht sind, weil sie die „Stadt“ nicht gefunden haben. Dadurch lassen wir uns nicht entmutigen und finden das Zentrum. Dort gibt es auch eine Wechselstube, die unsere Euros zu einem guten Kurs tauscht. So ausgerüstet suchen wir einen CD-Laden, um Musik für unser Urlaubs-Video zu erwerben. In einem kleinem Eckladen, wo laute Musik erklingt, frage ich nach Musik auf CD, da dort nur Kassetten zu sehen sind. Der Verkäufer konnte leider keine Auskunft in Englisch geben, so nahm er uns mit in den Nachbarladen, der drei Telefonzellen verwaltet. Er konnte uns die Richtung schildern und schrieb auch die Straße auf – allerdings in Arabisch…

Die gewiesene Richtung stimmte. In einem kleinen überdachten Markt finden wir einen Laden, der CD’s ausgestellt hat. Wir kommen ins Gespräch mit dem jungen Mann. Er zeigt uns eine Reihe CD’s, spielt sie an und ist begeistert, exotische Touristen bedienen zu dürfen. Er bietet jedem von uns einen Kaffee an und brennt noch eine CD extra für uns.

Am Morgen des nächsten Tages treffen wir uns nach dem Frühstück im Nachbarhotel zur „Glasbodenbootsfahrt“. In zwei Booten fahren wir an der Küste entlang in Richtung Hafen. Durch den Glasboden der Boote können wir das Unterwasserleben betrachten. Wir legen nochmals kurz am Ufer an, um für jeden Fahrgast eine Dose Fanta, Cola oder anderes an Bord zu nehmen. Daneben ist der Badestrand für die Jordanier. Sehr verwundert sind wir über die Kinder, insbesondere die Mädchen, die im Pullover und Hosen im Wasser sind. Andere Länder – andere Sitten.

Der Blick durch den Boden ist interessant. Die Bootsfahrer kennen natürlich die besten und interessantesten Stellen im Meer. Sie müssen allerdings den großen Pötten, die am Kai angelegt haben um Phosphat zu bunkern oder Container zu laden, umschiffen.

Blick über das Rote Meer auf Elias, Israel (hier gibts nehr davon). Wir legen nach dem Hafen noch am Aquarium an. Einige Mitreisende nutzen die Gelegenheit, um die Toilette aufzusuchen. Leider hat nur die Herrentoilette geöffnet. So muss einer der Angestellten „Schmiere“ stehen, als die Herren fertig sind, um den Frauen auch die Gelegenheit geben zu können.

Im Aquarium haben wir in mehreren großen und kleineren Aquarien die beste Sicht auf die Korallen und ihre Bewohner. Ich kann mir vorstellen, dass das als Taucher in freier Natur wahrscheinlich noch interessanter ist. Ganz putzig sind kleine schwarze Stacheligel, die ganz langsam an einem Stein entlang kriechen.

Auf der Rückfahrt bewundern wir noch ein Containerschiff, das die Container haushoch auf Deck gestapelt hat. Ich wage mir nicht vorzustellen, was dort bei Sturm passiert.

Im Hotel nehmen wir eine kleine Stärkung zu uns und gehen in die Stadt. Unser Ziel ist die Kreuzritterburg, oder das, was noch davon zu sehen ist. Das Castel ist noch recht gut erhalten.

Zuerst sehen wir uns das kleine Museum an. Dann entdecken wir einen Souvenierladen, bei dem wir uns für die Zuhausegebliebenen eindecken. Der Laden gehört zu einer Kette, die von Königin Noor gegründet wurde, um armen Gegenden in Jordanien zu helfen, deren Produkte hier verkauft werden.

Etwas oberhalb finden wir das Castel. Wir denken, dass der Anblick der Palmen auch die Kreuzritter schon begeistert hat. Ein kleiner Streifzug durch das Gemäuer lässt auch ein paar Geheimnisse erkennen, wie z.B. die Palmenstämme, die hier die Balken darstellen. Leider ist wenig Zeit, denn die Tore werden gleich geschlossen.

Auf dem Rückweg in Richtung Hotel streifen wir noch durch die Stadt. Dort pulsiert das Leben. Wie es aussieht, sind heute zum Freitag, der hier ja „Sonntag“ ist, auch einige Besucher aus dem nahen Saudi Arabien da, denn die Anzahl der tief verschleierten Frauen ist ungewöhnlich hoch. Die Freihandelszone bringt offensichtlich auch einige Vorteile für die Region.

Wir gehen durch die Gassen auf der Suche nach Gewürzen, die sich unsere Tochter gewünscht hat. In solche Winkel hätten wir uns in Deutschland in einer fremden Stadt möglicherweise nicht ge­traut. Hier jedoch fühlen wir uns irgendwie sicher. Die Verehrung der Frau hat auch zwei Seiten: Einesteils die Sicherheit, dass kein Mann eine Frau auf der Straße belästigt, andererseits die eingeschränkte Freiheit der Frau in dieser Gesellschaft.

Am Ende finden wir noch einen geschäftstüchtigen Händler, der uns noch einen Kaffee anbietet. Er weiß genau, dass er das vielfach zurück bekommt.

Der Weg zurück zum Hotel scheint uns ganz schön lang zu sein. Wir sehen auch Wohngegenden, in denen es sich bestimmt  gut wohnen lässt.

Wadi Rum in Jordanien

Inzwischen sind wir von unserem Bus in geländegängig Jeeps umgestiegen. Der geschützte Teil des Wadi Rum wird durch ein Bauwerk versperrt, das gerade im Bau ist. Es sieht aus, wie ein kleine Festung. Dort sollen die Touristen später mal ihren Eintritt bezahlen und von hier ihre Erkundigungen des Wadi Rum beginnen. Es wird  auch eine Möglichkeit zur Rast und  Übernachtung hier geben.

Kurz danach halten wir an, um die Sieben Säulen der Weisheit zu fotografieren. Dieser Felsen gab dem vielbeachteten Buch von Lawrence von Arabien den Titel (https://www.welt.de/kultur/history/article11060064/Lawrence-von-Arabien-Held-Legende-Aufschneider.html).

Dann erweitert sich das Tal. Wir fahren noch durch ein Dorf, das sogar auf unserer Karte als Ort „Rum“ gekennzeichnet ist.

Kurz danach hört die Asphaltstrasse auf. Die Jeeps müssen sich jetzt ihre eigenen Spuren suchen.

Wir halten an einer Felsformation an, an deren Fuß auch Lawrence von Arabien mit seiner Streitmacht gelagert hat. Interessant ist, dass mitten in der Felswand grüne Blätter und sogar Palmen einen Platz zum Überleben gefunden haben. Für uns ist es allerdings kaum vorstellbar, wie das hier im Sommer ist. Wir haben blauen Himmel, aber die Luft ist doch sehr kalt. Ein paar Arbeiter mauern ein viereckiges Gemäuer. Das könnte der Beginn eines Gebäudes werden.

Weiter geht die Reise. Unseren Fahrer hat scheinbar der Ehrgeiz gepackt, denn von der letzten Position in der Reihe ist er jetzt auf die zweite vorgefahren. In der ersten zu fahren, ist möglicherweise nicht die beste Idee, denn als Zweiter kann man aus den Fahrfehlern des Ersten nur lernen. Den optimalen Weg im Sand zu finden, ist offensichtlich nicht so einfach.

Unterwegs sehen wir in ein paar hundert Metern eine kleine Beduinenkarawane. Ein Kamel trägt offensichtlich die Kinder, die Erwachsenen gehen zu Fuß und treiben die Esel an, die das Gepäck tragen. Ein paar andere treiben die Ziegen an, von denen die Gruppe lebt. Wir können uns nicht vorstellen, wie das Leben dieser Menschen ist.

Wir sehen am Fuße einer Felswand einige grüne Stellen, auf die wir zuhalten. Es scheint eine kleine Oase zu sein. Vielleicht auch nur genügend Wasser, um im Schatten der Felsen überleben zu können. Nach dem Aussteigen begrüßt uns im Mondtal ein versteckter kleiner gefiederter Sänger mit zartem „Piep“.

Unser Reiseleiter führt uns in eine Felsspalte. Dort sieht man nach einigen Metern in den Felsen eingeritzte Figuren und Tiere. Möglicherweise sind sie sehr alt. Etwas weiter, nach einigen waghalsigen Schritten, sehen wir sogar Wasser. Aufmerksam wird man darauf wegen der Spiegelungen der Sonnenstrahlen an den Felswänden.

Auch auf dem Rückweg fasziniert die Landschaft. Selbst Fotos oder Filme können diese Schönheit nicht wiedergeben. Wieder begegnen wir einer gut behüteten Ziegenherde. Was fressen die Ziegen hier?

Es ist schon beeindruckend, was die Natur so geschaffen hat. Hier haben Wind, Wasser und das Wetter über Jahrhunderte diese Landschaft gestaltet. Solche bizarren Formen, die Farben des Sandes, die Sonneneinstrahlung und das Licht überhaupt, alles im Zusammenspiel ist unvergleichlich und unvergesslich.

Zurück am Ausgangspunkt der Jeepfahrt diskutiert unsere Reiseleiterin mit dem Chef, der uns vor der Abfahrt die Getränke verkauft hat. Dann teilt sie uns mit, dass die geplante Begegnung mit den Beduinen leider nicht stattfinden kann, da sie als Fahrer für eine weitere Reisegruppe gebraucht werden. Aber es gibt eine Möglichkeit, sich mit einem Bewohner des nahen Beduinendorfes zu treffen. Er lädt uns, d.h. alle 25 Reisenden,  zu sich nach Hause ein. In Deutschland wäre das in dieser Sponaneität wohl unvorstellbar.

Also steigen wir in den Bus. Nach wenigen Minuten Fahrt durch das Dorf halten wir vor einem mit Rizinuspflanzen eingezäunten Grundstück. Das Haus ist nicht größer als unsere Garage, allerdings nur einstöckig. Es scheint noch im Rohbau zu sein. Vor dem Haus sind Matratzen und Decken im Viereck ausgelegt, auf die wir uns setzen dürfen. Dann kommt der Hausherr und im Hintergrund noch eine Reihe anderer Dorfbewohner. In der Mitte des Vierecks flackert ein Feuer, in dem eine Blechkanne steht, deren Form hier typisch für Kaffeekannen ist. Sie ist von außen rußgeschwärzt.

Unser Gastgeber öffnet den Deckel der Kanne und schüttet Kardamom hinein. Ist der Kaffee schon drin? Nach dem Aufkochen nimmt er Porzellanschälchen und bietet der Reisegruppe zur Begrüßung Kaffe an. Erst danach beginnt die Konversation.

Unser Gastgeber ist 27 Jahre alt. Hat einen 2,5 jährigen Sohn Sultan, den er uns mit Stolz vorstellt, und eine 20-jährige Frau. Sie ist im Haus und kocht Tee für uns. Jetzt bekommt jeder sein Teeglas, und Sultan muss seinem Vater helfen.

Unser Gastgeber hat vor ca. 3 Jahren geheiratet. Er musste seinen Schwiegereltern einen Brautschatz in Höhe von 1000 JD versprechen und im Falle einer Scheidung weitere 2000 JD. Für ihn ist das eine unvorstellbar große Summe.

Er hat sich mit seiner Familie sesshaft gemacht, weil er nicht genügend Ziegen hatte, um seine Familie zu ernähren. So nahm er einen Job als Kraftfahrer eines Jeeps an, um Touristen in den Wadi Rum zu fahren. Jetzt ist er arbeitslos und möchte sich ein Auto kaufen (wovon?), um privat Touristen zu fahren.

Nach der Frage, was ihn von uns interessieren könnte, lächelt er nur und sagt, er habe keine Fragen. Wir sollten lieber ihm weitere Fragen stellen.

Für uns war das alles sehr eindrucksvoll, für ihn sehr aufregend. Jetzt wird das ganze Dorf darüber reden und ihn beneiden. Das ist ihm vermutlich Belohnung genug.

Als wir in den Bus steigen, sehen wir, wie die Dorfbewohner, die im Hintergrund gesessen haben, einige Matratzen in Autos laden und in Richtung Dorf davon fahren.

Tanz der Beduinen

Auf dem Weg zum Wadi Rum  biegen vom Highway auf eine Asphaltstrasse ein, die wieder an einer Felsformation in einem Tal entlang geht. Rechts von uns sehen wir eine Eisenbahnlinie. Die erste, die wir hier sehen. Es ist eine Industriebahn. Hier werden die abgebauten Phosphate in den Hafen nach Aqaba zum Export transportiert.

Nach ca. 15 Minuten biegen wir links in Richtung eines Dorfes ein. Die Bewohner sehen uns ohne besonderes Interesse nach, nur zwei Hunde erzürnen sich maßlos über unseren Bus. Das Ziel ist ein mit einer Mauer umgebener Komplex, eine ehemalige Station der Wüstenpolizei.

Dort erwarten uns fünf Jeeps und die entsprechende Besatzung. Zuerst setzen wir uns in eine Runde. Es werden uns Kaffee oder Tee, je nach Wunsch, serviert. Hinter uns versucht einer mit mehr oder weniger Erfolg aus einer elektronischen Orgel vernünftige Töne zu zaubern. Als er seinen richtigen Rhythmus gefunden hat, reihen sich die fünf Beduinen, die uns bedient haben, zu einer Reihe und tanzen einen recht wilden Reigen.

Auf dem Weg zum Wadi Rum

Auch heute können wir uns kaum satt sehen an den landschaftlichen Schönheiten. Nach einer geraumen Weile halten wir am Ausgang des Gebirges an und schauen in eine weite Ebene. Bis zum Horizont sehen wir Sand, von kleinen und größeren Steinen übersät. Eingerahmt wird die Ebene von einer Gebirgskette. Unsere Reiseleiterin erklärt uns, dass das der Anfang des Wadi Rum sei.

Petra

Wir blicken aus unserem Hotelfenster und sehen auf die Felsenstadt Petra. Ein schöner Blick. Man kann es nicht in andere Worte fassen als der Orientreisende Alexander B. W. Kennedy (geb. 1847 https://en.wikipedia.org/wiki/Alexander_Kennedy):

 „Der Anblick Petras, besonders am Morgen, ehe die Strahlen der aufgehenden Sonne die Spitzen der Sandsteinsierra erreicht haben, ist von unendlicher, unbeschreiblicher Schönheit. Die weichen Farben der rosa getönten Felsbarriere vor uns werden sich später am Tag in grobe Umrisse von Licht und Schatten verhärten, aber zu dieser Stunde schweben sie unwirklich wie ein Schleier vor den Geheimnissen, denen man sich zu nähern gewagt hat. Wenige Schauspiele der Natur sind bessere Abbilder des Märchenlandes menschlicher Träume zur Vollendung.“

Die Nabatäer, ein nomadischer Araberstamm, ließen sich hier im 7. Jh. v. Chr. bei den schon ansässigen Edomitern, Verwandten Israels, nieder. Die unzugänglichen Berge und die hervorragende Wasserversorgung gewährten besten Schutz. Im 2. Jh. v. Chr. erstreckte sich Petra bereits über 10 km2. Man züchtete Kamele, Ziegen, Schafe und Pferde, baute auf Terrassen Wein, Oliven und Getreide an. Doch der unermessliche Reichtum der Nabatäer erklärt sich vor allem aus der Vorherrschaft über die Handelsrouten, auf denen Weihrauch, Myrrhe, Gewürze, Pfeffer oder Elfenbein zwischen Ägypten, Arabien, Indien und China (auf der Seidenstraße) transportiert wurden. Gegen Zölle schützten die Nabatäer, ursprünglich selbst Räuber, die Karawanen vor Angriffen.

Noch vor der eigentlichen Schlucht, auf dem Schotterweg, stehen rechts drei frei stehende Felswürfel aus dem 1. Jh., von denen man annimmt, es seien Blockgräber gewesen, Bab es-Siq. Allerdings wurden keine Gebeine gefunden. Die Beduinen nennen die Monolithen Dschinnblöcke, also Geistergräber. Ihre genaue Funktion ist unbekannt. Gegenüber den Blockgräbern liegt das ägyptisch beeinflusste Obeliskengrab, das aus zwei Stockwerken besteht. Es sind zwei verschiedene Grabstätten, die obere Fassade mit den vier Obelisken und unten das außergewöhnliche barocke Triklinium, eines von über 100 Triklinien in Petra. Der hufeisenförmig angelegte Raum mit drei Bänken diente als Speisesaal für das Begräbnisbankett.

Wir wandern durch den Siq, eine Schlucht von unterschiedlicher Breite. Bis zu 200 m hoch sind die Felswände des verschlungenen Siq, der durch Erdverschiebungen auseinander gesprengt wurde. An vielen Stellen erkennt man, wie sich Einbuchtungen und Vorsprünge an gegenüberliegenden Wänden ergänzen. Anfangs links, später rechts sind die original nabatäische Zisterne und Teile der einst gepflasterten Straße zu sehen. Breitere Stellen des Siq schmückten die Nabatäer mit kleinen Altären und in Nischen gemeißelte Götterstatuen (Idolen). An den Seiten sind noch Reste einer Wasserleitung zu sehen.

Die Farben des Gesteins sind toll. Durch die Sonneneinstrahlung ändern sich die Farben ständig. Die Natur hat die Felsen unterschiedlich ausgewaschen und es ist schon erstaunlich, was für Gebilde und Farbspiele zu sehen sind. Eigentlich lässt sich das alles nicht beschreiben, man muss es ansehen.

Plötzlich taucht durch einen schmalen Spalt in rötlichem Gelb das Schatzhaus des Pharaos (Khazne Faraun), Petras berühmteste und beeindruckend gestaltete Felswand, auf. Der Name ist irreführend, denn mit Pharaonen hat die zweistöckige, 40 m hohe Fassade nichts zu tun. Sie entstand – hellenistischen Baustil (durchbrochener Giebel, korinthische Kapelle) nachahmend – um Christi Geburt und dürfte als Grab eines Königs oder reichen Händlers gedient haben. Spekuliert wird auch, dass das Monument der Göttin des Sieges Nike oder gar Zeus geweiht war. In den verwitterten Reliefs zu erkennen ist die Schicksalsgöttin Tyche. Das Innere war früher verputzt, wahrscheinlich sogar bemalt. In den Haupt- und Nebennischen stammen die Zerstörungen von Beduinen, die hier einen Pharaonenschatz suchten. In letzter Zeit wurden weitere Ausgrabungen gemacht und dabei fand man bei dem Schatzhaus noch eine Etage unter der Erde. Das Schatzhaus wurde aus dem Fels gemeiselt.

Ein Fotograf bot seine Dienste für ein Gruppenfoto an, was die Gruppe ablehnte. Dann erschien plötzlich eine größere Menschenmenge und daraus erkannten wir Herrn Tierse, den deutschen Bundestagspräsidenten. Unsere Reiseleiterin fragte ihn, ob er sich mit uns fotografieren lassen würde, er sagte zu und so erhielten wir doch noch ein Gruppenfoto.

Wir gehen weiter. Die Schlucht macht eine Linksbiegung und führt zum Zentrum der Besiedlung hinab. Auf beiden Seiten gibt es Grabstätten zu sehen, die auf einer bestimmten Höhe vom Boden in den Fels gehauen und bereits sehr verwittert sind. Nachdem wir ein Stück des Weges zurückgelegt haben, der noch immer zwischen den hohen Wänden eingeschlossen ist, verbreitert sich die Schlucht immer weiter. Das hier nennt man Äußerer Siq. Die interessantesten Monumente sind auf der linken Seite zu sehen. Zuerst ein großes Grab mit doppeltem Gesims, dessen Portal von vier hohen Doppelpilastern eingerahmt ist und danach ein Grab, das sich mit seiner treppenartig angelegten Zinnenfassade scharf von den dahinterliegenden Felswänden abzeichnet.

Die Straße verläuft seitlich neben einem im Sommer normalerweise trockenen Flussbett. Jetzt steht nur eine kleine Pfütze darin. Kurz vor dem römischen Theater verwandelt sich der Siq in eine natürliche Arena, an dessen Hängen in mehreren Reihen Dutzende von Gräbern aufgereiht sind. Es sind Gräber mit einfachem oder doppeltem Zinnenfries, einige Rundbogengräber und andere mit doppeltem Gesims. Diese Gräber sind alle miteinander durch schmale Stege und Rampen verbunden, die den Eindruck einer von Gebäuden gesäumten Straße vermittelt, daher auch die Bezeichnung Fassadenstraße. Linkerhand sehen wir im Hang das römische Theater. Das Theater wurde in den Stein hineingehauen. 8.000 bis 9.000 Menschen hatten einen Blick über den gesamten Talkessel. Unter der Bühne sind Lagerräume. Ein Vorhang, wie  von modernen Theatern gewohnt, trennte Bühne und Publikum. Die Höhlen neben dem Theater dienten teils als Gräber, teils als Wohnungen.

Auf der rechten Seite der Straße, die vom Siq in Richtung Zentrum verläuft, führt nicht weit von dem Theater entfernt, ein Weg zu der leicht überstehenden Felswand des Jebel Khubta und den sogenannten Königsgräbern. Es führt eine Treppe hinauf zu den hellenistisch beeinflussten Königsgräbern im Jebel Khubta. Wenn auch unklar ist, ob sie wirklich Königen gehörten, so zählen sie zu den beeindruckendsten Grabstätten Petras. Im 1. Jh. entstand das kolossale Urnengrab mit Vorhof und Säulengängen zu beiden Seiten. Es wurde im 5. Jh. von einem Bischof Jason zur Kathedrale von Petra geweiht, wovon im Innenraum (20 mal 18 m) eine griechische Inschrift berichtet. Die Wände waren einst überputzt, da die Nabatäer an der natürlichen Maserung des Gesteins nichts Schönes fanden. Und gerade diese Maserung in den unterschiedlichsten Farben, ist das, was uns heute so fasziniert.

Nach dem Vorbild Khazne Farauns errichtete man das benachbarte, hellenistische Formen nachahmende Korinthische Grab. Daneben ist das ursprünglich dreistöckige Palastgrab sehenswert, die Nachahmung eines römischen Palastes, mit seinen vier Toren und 18 aus dem Fels herausgeschlagenen Säulen eines der größten Monumente Petras.

Hier haben wir noch ein nettes Erlebnis. An den Wänden haben Händler ihre Waren ausgebreitet. Einer dieser Beduinenhändler bietet eine Pistole zum Kauf an, für meinen Mann, meint er. Das ist für die Zukunft.  Er bringt das alles sehr überzeugend vor. Alles amüsiert sich.

Überall treffen wir auf die einheimischen Beduinen. Frauen haben überall Stände mit Schmuck, kleine Kinder bieten Steine zum Kauf – drei Steine für 1 JD und Männer bieten Kamele, Pferde und Esel zum Reiten an. Es ist ein buntes Treiben.

Die Ruinen des römischen Teils des Stadtgebietes beginnen auf der linken Seite, dort, wo der Äußere Siq in das Tal einmündet. Das Stadtgebiet, das hauptsächlich aus kleinen Häusern mit flachen Dächern besteht, dehnte sich bis zu dem großen Becken aus, von dem heute nur noch eine große Sandfläche , behauene Quader und Sträucher übrig geblieben sind. Im Norden und Süden war das Wohngebiet durch mächtige Mauerringe geschützt, auf denen sich Wachtürme befanden. Wir gehen auf der Säulenstraße entlang. Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass die beiden Säulengänge, von denen nur noch einige Teilabschnitte zu sehen sind, der Zeit unter Befehlshaber Trajan (98-117 n.Chr.) zuzuordnen sind. Dieser hatte die nabatäische Hauptstadt erobert und wollte sie nach römischem Geschmack verschönern. Die Straße wurde nach römischer Tradition Cardo maximus genannt und wurde zum Herz der Metropole. Hier reihten sich die wichtigsten öffentlichen Bauwerke aneinander. Die Säulenstraße beginnt da, wo ein einsamer Baum auf den Resten des Nymphäums, bzw. des großen öffentlichen Brunnens wächst, der über ein Aquädukt aus der Mosesquelle gespeist wurde. Auf der linken Seite befanden sich drei Märkte, von denen heute nur spärliche Überreste zu sehen sind. Links am Ende der Säulenstraße führt ein beeindruckender Treppenaufgang, der einmal durch monumentale Propyläen führte, zu einer breiten rechteckigen Steinterrasse. Dieser Hof, der von Säulengängen eingerahmt war, war der Temenos eines großen Peripteraltempels. Man erreichte ihn über eine Treppe, die die ganze Südseite des Hofes ausfüllte. Das heilige Gebäude erhob sich in der Mitte eines zweiten Säulenhofes und lag leicht erhöht. Der Tempel stürzte auf Grund von Erdbewegungen ein. Der Tempel soll der nabatäischen Göttin Al-Uzza geweiht gewesen sein. Es wird auch vermutet, dass er später der Aphrodite geweiht war. Hinter dem Großen Tempel kann man oben auf dem Hügel die Ruinen eines einstigen Palastes, Tempels oder auf jeden Fall eines sehr wichtigen Bauwerkes sehen. Die Ruinen sind als die Ruinen des Pharaonenmonumentes bekannt. Der Name geht auf eine Beduinenlegende zurück.

In geringer Entfernung sieht man eine alleinstehende Säule von recht unwirklichem Anblick, die sich neben einer anderen erhebt, die bereits seit langer Zeit zerstört ist. Die Pharaonensäule und die zweite daneben müssen einmal zu einem Komplex gehört haben. Die Funktion ist völlig unklar. Im westlichen Teil der Säulenstraße erheben sich auf einer Anhöhe gegenüber dem großen Tempel die Ruinen des so genannten Löwen-Greifen-Tempels. Ursprünglich war das Monument über eine Brücke erreichbar, die über das Wadi Musa führte. Als typisch nabatäische Anlage war der Tempel selbst ein Antentempel, der auf gewaltigen Gewölbeunterbauten errichtet worden war, die bei den Ausgrabungen frei gelegt wurden. Die Säulenstraße endet im Westen in Richtung des Massivs el-Habis mit den Ruinen eines monumentalen dreibogigen Tores. Das Monument wurde von einem Erdbeben vollständig zerstört. Heute steht mit großer Sicherheit fest, dass dieses Monument trotz seiner äußeren Ähnlichkeit mit einem Triumphbogen ein richtiges Tor mit schweren Holztüren war. Dieses Tor trennte die Säulenstraße mit ihrem Lärm des täglichen Lebens von dem stillen Ort des Temenos, auf den sich Qasr el-Bint öffnet.

Temenos ist eine griechische Bezeichnung der Antike für einen heiligen Ort unter offenem Himmel, der durch eine Einfriedung abgegrenzt war. Hier wurden Zeremonien zu Ehren der Gottheit abgehalten. Das große dreibogige Temenus-Tor gab Zutritt auf einen großen rechteckigen Platz, der auf der Ost-West-Achse angelegt war. Der linke „Turm“ diente als Vestibül für den Säulensaal. Dieser öffnete sich auf mehrere Räume, die zum Teil Hypogäen und mit einer Kuppel bedeckt waren. Am Ende des Platzes erhebt sich auf der linken Seite der Nord-Süd-Achse eines der ansehnlichsten Monumente, das in Petra noch zu sehen ist. Es handelt sich um Qasr el-Bint, ein großer Antentempel, dessen vollständiger Name Qasr el-Bint Firaun oder „Burg der Pharaonentochter“ lautet. Auch er ist das Ergebnis einer Beduinenlegende, die jeder historischen Grundlage entbehrt. Man nimmt an, dass der Tempel aufgrund seiner besonderen Lage und der eindrucksvollen Struktur den lokalen  Hauptgöttern Dushara und Al-Uzza geweiht war.

Jetzt machen wir uns an den Aufstieg nach Ed-Deir. Es ist ein eindrucksvoller Weg, den wir da hinauf wandern, ca. 2 km stetig bergauf und rechts und links eine beeindruckende Landschaft. Wir steigen über 800 Treppen, die in die Seiten der Felswände hineingeschnitten sind. Dabei überholen uns Touristen auf Eseln reitend. Der eine Esel tut uns leid. Ein großer schwerer Mann sitzt auf ihm und der Führer hat Mühe, den Esel mit dem Mann den Berg hoch zu bekommen. Bloß gut, dass wir noch gut zu Fuß sind.

Das Gestein hat beeindruckende Verfärbungen und man hat wunderschöne Aussichten. Man kann über Petra zurück sehen, auf die Königsgräber und die anderen Sehenswürdigkeiten. Das entschädigt für die Anstrengungen. Man bemerkt Ed-Deir bereits aus einiger Entfernung, da zwischen den Felsen unvermittelt die gewaltige Urne hervorblickt, die die Spitze der Tholos ziert. Sie sieht aus wie ein Zeigefinger. Der Kontrast zwischen dieser geometrischen Form und den verwitterten Gesteinsmassen, die Ed-Deir umgeben, wirkt fantastisch. Die Fassade des Monuments ist einige Meter in die Seite des Berges hineingesetzt, so dass man ihn erst erblickt, wenn man bereits nahe herangekommen ist. Der Anblick des eindrucksvollen Gebäudes ist unvergesslich. Es ist das wohl am besten erhaltene Gebäude. Obwohl nicht so reich verziert wie die anderen Gebäude, trotzdem mächtig gewaltig. Seine Dimensionen wirken überwältigend: die Front misst 49 m in der Breite und 39 m in der Höhe. Die Front des Gebäudes ist in zwei Stockwerke geteilt. Das untere, das in den Ecken von zwei Halbpilastern begrenzt ist, an die die Viertelsäulen gelehnt sind, wird von sechs hohen Halbsäulen mit nabatäischen Kapitellen betont. Im mittleren Interkolumnium öffnet sich ein Giebelportal, vor dem sich einmal ein erhabener Treppenaufgang befand, während in den äußeren Interkolumnien tiefe, rechteckige Nischen hervortreten, die jeweils mit einem halbkreisförmigen Tympanon bekrönt sind. Ein hohes gesprengtes Gebälk ohne Verzierung trägt das zweite Stockwerk. Die mittlere Tholos mit Zeltdach, die durch eine Urne (9m hoch) abgeschlossen wird, ist seitlich von zwei Halbgiebeln eingerahmt. Tholos und Halbgiebel werden von Halbsäulen mit nabatäischen Hörnerkapitellen getragen und weisen in den Interkolumnien tiefe rechteckige Nischen auf. In diesen wie auch in denen des unteren Stockwerkes haben sicher einmal Statuen gestanden. Im Vergleich mit der Pracht der Fassade erscheint das Innere des Monuments sehr einfach: ein enormer Saal von elf Meter Länge ohne jegliche Verzierung. Nur in der hinteren Wand öffnet sich eine große Arkosolnische, die von Halbpilastern begrenzt wird und dessen Stuckgesims die Vermutung nahe legt, dass der Innenraum ursprünglich verputzt und bemalt gewesen ist.

Von hier oben hat man schon einen schönen Überblick und Ausblick auf Petra und Umgebung.

Wir gehen aber noch ein Stück weiter, auf einen der kleineren Berge der Umgebung und blicken von da ins Land und auf die Pracht von Petra. Hier auf dem Berg sitzt ein Beduine und bietet Tee und Kaffee an. Wer will, kann sich stärken. Außerdem hat er noch schönen Silberschmuck anzubieten und er hat großen Erfolg. Er findet Käufer für seine Silberketten. So haben sich seine Mühe des Aufstiegs genauso gelohnt, wie der für uns.

Wir gehen wieder zurück zum Ed-Deir und dann kann jeder individuell zurück gehen. Wir laufen etwas langsamer und genießen noch einmal die herrliche Landschaft und die von Menschenhand und der Natur selbst geschaffenen Schönheiten.

Dann sehen wir uns noch die byzantinischen Kirche oder besser dier Überreste dieser Kirche an. Die byzantinische Kirche war ein dreischiffiges Gebäude, das von einer Säulenreihe gehalten wurde und auf der Ostseite in drei Apsiden auslief. In einer dieser Apsiden wurde eine Marmorbalustrade aufgestellt, die mit Reliefkreuzen verziert ist und einmal vor dem Altar stand. Die Kirche wurde wahrscheinlich bei dem Erdbeben 551 zerstört. Die Archäologen konnten feststellen, dass die Apsiden und die Mauern mit bunten Glasmosaiken ausgeschmückt gewesen sein müssen, die leider zum großen Teil verloren gingen. Auch der Boden des Zentralschiffes mit Marmorplatten und Einfügungen lokalen Gesteins, ist sehr beschädigt. Die Mosaikböden der Seitenschiffe sind dagegen relativ gut erhalten und wenig beschädigt. Die Mosaike stellen Personen, Tiere und Gegenstände dar. Manche Teile erinnern an Ikonen und haben auch griechische Inschriften. Dann machen wir uns weiter auf den Nachhauseweg. Jetzt steht die Sonne schon recht tief und so erscheinen die Felsen und ihre Musterung wieder ganz anders.

Kreuzritter in Jordanien

Wir fahren auf der Königsstraße von Nord nach Süd. Die Straße entstand auf einer alten Handelsroute, die Syrien mit Ägypten und Arabien verband. Die Königstraße, die eher mit dem Wort bettelarm richtig beschrieben ist, wird bereits im 4. Buch Moses erwähnt. Straßenähnliche Qualität erlangte sie erst unter den Römern, die sie pflasterten, Meilensteine setzten und Via Nova Trajana tauften. Es ist eine abenteuerliche Route, die durch einmalig geformte Bergmassive des Jordangrabens, durch Schluchten und Täler führt. Wir fahren zur Kreuzritterburg Karak.

Die Königstraße führt uns durch das Wadi Mujib. Eine Landschaft, nicht zu beschreiben und die Straße, in den Kurven, bergauf und bergab wird gebaut. Hochachtung vor unserem Fahrer. Was die Natur für eine Landschaft entstehen lassen kann, nicht zu glauben. Hier hat wohl der liebe Gott sein bestes getan für sein gelobtes Land. Es ist alles atemberaubend.

Wir erreichen die Kreuzritterburg.

Die Festung ist beeindruckend. 900 m hoch über dem Wadi Karak thront die Burg. Wenn man hier steht, kann man erahnen, wie schwer die Festung einzunehmen gewesen sein muss. Karak wurde schon in der Bibel erwähnt. Sie war eine Festung in der Kette der Kreuzritterburgen, die von Aqaba bis in die Türkei reichte. Namentlich war es Balduin I., der 1100 nach dem Tod seines Bruders Gottfried von Bouillon König des Kreuzfahrerstaates Jerusalem wurde und 1132 Karaks Burg errichtete.

Berühmtester und berüchtigster Burgherr war der Kreuzritter Renaud de Chatillon, einer der härtesten Widersacher Saladins. Chatillon ließ seine gefangen genommenen Feinde von der Brüstung in die Tiefe werfen, allerdings in Fässern mit Löchern, damit sie nicht vorzeitig ohnmächtig wurden und bei vollem Bewußtsein starben. Erst nach der Rückeroberung Jerusalems gelang es, die Burg zu besetzen, allerdings nicht militärisch, denn die Festung war unbezwingbar. Sie besaß jedoch keinen eigenen Brunnen und die Kreuzfahrer mussten letztendlich aufgeben, weil sie ausgehungert waren. Die Festung hat riesige Mauern, überdimensionale Räume, ein Festsaal unter der Erde, reichlich 100m lang, die Kirchen, die Wirtschaftsräume, der Backofen, die Stallungen, alles riesig, überdimensional. Man muss es gesehen haben, um die Ausdehnungen zu begreifen.

Im 13. Jh. gehörte die Burg zur mamlukischen Garnison und Anfang des 20. Jh. organisierten sich hier proosmanische Bürgerwehren gegen Lawrence von Arabien.

Der Berg Nebo

Wir fahren auf der Königsstraße durch eine wundervolle Landschaft zum Berg Nebo. Hier angekommen sehen wir auf das Tote Meer und sehen Jericho auf der anderen Seite des Jordan liegen. Wir sehen auf das heilige Land. Leider ist es trübe und so können wir Jerusalem und die anderen biblischen Stätte, wie Hebron und Bethlehem, nur erahnen. Den gleichen Blick hatte Moses, als ihm hier Gott das verheißene Land Moab zeigte (https://www.bibelkommentare.de/index.php?page=dict&article_id=1344). Hier soll er mit 120 Jahren gestorben sein. Das Grab ist niemals gefunden worden, wenn auch Mönche des Klosters Sigyagha noch lange nach Christi Geburt dort ein Mosesgrab gehütet haben wollen.

Es ist eine tolle Landschaft, auf die wir da blicken, ein ständiges Auf und Ab der Berge und Täler. Man kann sich nicht satt sehen.

Siyagha, in den 30er Jahren des 20. Jh. von Franziskanern entdeckt, ist eine Kirchen- und Klosterruine, unter deren moderner Hallenerweiterung mit Wellblechdach Mosaike zu sehen sind. Eines der schönsten ist links vom Eingang das Bodenmosaik, das Löwen, Jäger und einen Hirten mit seiner Herde zeigt. Es ist interessant, die Bäume wachsen alle nach oben, damit die Ziegen die Blätter nicht fressen können. Nur bei einem Baum wachsen die Blätter nach unten, damit ein Schaf die Blätter fressen kann. Wohlhabende Christen waren es, die im 6. Jh. diese Mosaike in Auftrag gaben.

Auf dem Berg steht ein großes Kreuz mit einer Schlange. Es wurde zur Erinnerung an Moses Weg mit den Israeliten durch die Wüste und die Heimsuchung mit den Schlangen errichtet. Wir sehen den Ölbaum, den der Papst anlässlich seines Besuches im März 2000 pflanzte.

Am Toten Meer in Jordanien

Wir fahren weiter zum Toten Meer. Am Horizont sehen wir Jericho liegen. Jericho, die tiefstgelegene Stadt der Erde, 400 m unter Normalnull. Wir halten an und werfen einen Blick auf das Tote Meer, das bis zu 75 km lang und zwischen 6 und 16 km breit ist. Der hohe Salzgehalt (bis zu 30%) macht jedes Leben im Wasser unmöglich. Das Klima hier ist angenehm. Es sind mindestens 15° C,  angenehm warm.

Jesus Taufstelle in Jordanien

Wir fahren durch das Jordantal in Richtung Totes Meer. Es ist eine atemberaubende Landschaft, durch die wir fahren, steile Hänge, karge Felsen, eine Kreuzritterburg auf einem Berg, Ziegenherden, Beduinen- und Zigeunerzelte und, und, und …. .

Das Jordantal gilt als Obst- und Gemüsegarten des Landes. Die Region am Toten Meer dagegen ist gänzlich unfruchtbar, aber nicht unwirtlich, viele schroffe Felsen.

Wir fahren vorbei an Plantagen und Feldern, grünen Hügeln, saftigen Wiesen und Weiden. Der Jordan entspringt in den libanesischen Bergen, fließt durch den 209 m unter dem Meeresspiegel liegenden See Genezareth weiter bis zum Toten Meer. Er bringt es in dem 252 km langen Tal durch seine Mäander auf eine Länge von 353 km. Die Üppigkeit der Vegetation liegt nicht nur am Jordan, sondern auch an dem King Abdullah Canal. Im feuchtheißen Klima des Jordantales können dank dreier Ernten pro Jahr so viele Tomaten, Gurken, Zwiebeln, Bananen und Orangen angebaut werden, dass einiges davon exportiert werden kann. Die Tomaten schmecken ganz vorzüglich, fast so wie zu früheren Zeiten, die aus Omas Garten.

Wir erreichen das Wadi al-Kharrar. Hier soll das biblische Bethanien gelegen haben, wo Johannes der Täufer tätig war. Wir befinden uns hier in unmittelbarer Nähe der israelisch-jordanischen Grenze, der Jordan ist der Grenzfluss. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses findet man nur Schilf und kleinere Sträucher. Das hat sich 14 Jahre später bei unserer Israelreise komplett geändert (https://familie-domschke.de/galerien/bethanien-am-jordan-yardenit/).

Wir können trotzdem die Stelle besichtigen, an der John the Baptist tätig war und unter vielen anderen auch Jesus taufte. Es ist ein geschichtsträchtiger Boden. Ein einheimischer Führer und Muhaned erzählen auf englisch und unsere Reiseleiterin übersetzt ins Deutsche. Begleitet werden wir von einem Soldaten, der für unsere Sicherheit sorgen soll.

Wir sehen die Überreste eines byzantinischen Klosters aus dem 5.-6. Jh. mit mehreren Kirchen und einer Umfassungsmauer. Das Kloster verfügte über eine ausgeklügelte Wasserversorgungsanlage. In der Nordkirche befindet sich ein Mosaikboden mit griechischer Inschrift. Die Westkirche wurde direkt in den Fels gehauen und liegt unterhalb des Wasserbeckens. Die mutmaßliche Gebetshalle, möglicherweise noch vor dem 4. Jh. errichtet, ist der älteste Sakralbau vor Ort. Ein Sammelbecken, eine Zisterne und mehrere Absetzbecken befanden sich zwischen der Gebetshalle und der Kapelle. Das Sammelbecken wurde im 5.-6. Jh. in die für die Region typischen Mergelschichten hinein gegraben und ist das größte hier entdeckte Wasserreservoir. Die Innenwände wurden mit gleichmäßig behauenen Sandsteinblöcken ausgelegt. Eine dicke Kalk- und Putzschicht machten das Becken wasserdicht. Ein Deckengewölbe schloss das Ganze ab. Oben auf dem Hügel befinden sich drei weitere Wasserbecken. Eine rechteckige Kirche oder Kapelle aus dem 5.-6. Jh. befindet sich südlich des Klosterhügels. Hier konnten Pilger bei ihrem Eintreffen beten oder an einem Gottesdienst teilnehmen. Der Mosaikboden war mit Kreuzmustern verziert und Tragbögen hielten das Dach. Einer der Bögen ist wieder errichtet worden. Diese Kirche wurde nach Seiner Heiligkeit Papst Johannes Paul II benannt, zur Erinnerung an seinen Besuch am 21.03.2000.

Hier gibt es auch die Quelle Johannes des Täufers. Reisende und Historiker berichten, dass die Quelle einer Stelle unweit Tell Mar Elias entsprang und das Wasser bis in die Gegend nahe der Kirche Johannes des Täufers floss. Pilger schrieben, dass das Wasser dieser Quelle zum Trinken und zu Taufzwecken verwendet wurde. Mehrere Bauten und Becken wurden entlang des Frischwasserlaufs errichtet. Die alten Texte bezeichnen die Stätte als Aenon. Man ist noch weiter beim Ausgraben und hofft, weitere Nachweise aus biblischer Geschichte zu finden.

Wir stehen hier auf ganz historischem, geschichtsträchtigem Boden. Es ist interessant und man vergisst fast den Stacheldrahtzaun, durch dessen Einzäunung wir gehen, denn wir sind ja in greifbarer Nähe der israelischen Grenze.

Die Römerstadt Gerasa

Die Ruinen von Jarash, dem antiken Gerasa, sind nach Petra Jordaniens zweitwichtigste Attraktion für Touristen und gelten weltweit als eine der besterhaltensten römischen Siedlungen (https://de.wikivoyage.org/wiki/Jerash). Das moderne Jarash bietet für uns keinerlei Anziehungspunkte.

Gerasa war einst eins der wichtigsten Handelszentren der Antike und Mitglied des reichen Zehn-Städte-Bundes, der Dekapolis, in der römische Hochkultur gepflegt wurde. Seit der „Pax Romana“, dem römischen Frieden im 1. Jh. v.Chr., wurde die Stadt eine wichtige Station für die nabatäischen Handels- und Karawanenwege. Unter dem römischen Kaiser Trajan bildete Gerasa das kommerzielle Zentrum der „Provincia Arabia“. Die Stadt besaß jedoch keine römisch durchgeformte Gesellschaft, sondern war eine multikulturelle Metropole, in der viele Sprachen und Dialekte gesprochen wurden und in der die Schulen griechische und römische Literatur lehrten.

Imposant, was da so an Säulen und Gesteinsbrocken noch da ist. Wir betreten die Anlage durch das Südtor. Im 2. Jh. n. Chr. errichtet, gehörte das Südtor zu einer ca. 3,5 km langen Stadtmauer. Es gibt viele Hinweise darauf, dass auf dem Gelände zwischen dem Tor und dem Triumphbogen eine eigene Siedlung entstehen sollte, möglicherweise gestiftet von dem in dieser Beziehung spendablen Kaiser Hadrian. Linker Hand befand sich der Zeustempel, an einer ovalen Plaza gelegen. Das Gelände, auf dem der mächtige Tempel im 2. Jh. n. Chr. erbaut wurde, hatte bereits in den Jahrhunderten zuvor als Ort der Götterverehrung gedient.

Gewaltig sind die Tonnengewölbe, die den Tempel und die Treppen tragen. Der Tempel – er soll in den nächsten Jahren völlig rekonstruiert werden – ist eingegliedert in das Ovale Forum.

Hinter dem Zeustempel liegt ein wunderschönes, gut erhaltenes Theater mit einer tollen Akustik. Wenn man an einer bestimmten Stelle in der Mitte steht, hört man sein eigenes Echo. Etwa 5000 Zuschauer fasst das Auditorium des im 1. Jh. entstandenen Theaters, das in den Hang gebaut wurde und im 8. Jh. schwer unter einem Erdbeben litt. Die Ausrichtung nach Norden verhinderte, dass die Besucher des Halbrund-Theaters von der Sonne geblendet wurden. Klassisch römisch ist die Bühne mit ihren drei Kulissenzugängen mit zwei seitlichen Bogentoren. Wenn man bis zum obersten Gang hinaufklettert hat man einen wunderschönen Blick auf die antike Stadt und das moderne Jarash.

Die ovale Plaza oder Forum wurde für zeremonielle, kommerzielle und politische Anlässe genutzt. Auf dem Platz ist das Pflaster konzentrisch gelegt. Seine Linie folgt den Kolonnaden. Ungewöhnlich für ein Forum ist die Form, die genau genommen nur beinahe oval ist, eher birnenförmig. Viele Archäologen meinen, das Oval sei ein städtebaulicher Trick gewesen, um die hellenistisch gestaltete Anlage des Zeus-Tempels mit dem römischen Teil der Stadt, der nicht auf der gleichen Achse lag, auf einer Nord-Süd-Achse ideal zu verbinden.

Das Forum und die Kolonnaden bilden den Eingang zum Cardo, der prunkvollen Hauptstraße der Siedlung. In der Mitte des Platzes, dort, wo heute eine Säule steht, befand sich höchstwahrscheinlich ein Opferaltar. Die Cardo, die Kolonnadenstraße, die Achse der römischen Stadt, ist über 600 m lang und ihre Pflasterung ist noch original erhalten. Es sind noch „Stöpsel“ zu finden, die den Zugang zu der unterirdischen Kanalisation ermöglichten. Die Straßenplatten wurden diagonal verlegt, damit sich die Wagenräder nicht eingruben. Man erkennt die Einfurchungen der Karren, die hier in römischer Zeit mit ihren Holzrädern entlang rollten und den Stein aushöhlten. An einigen Stellen erlaubt fehlendes oder weggebrochenes Pflaster einen Blick in die unterirdische Kanalisation, die Cloaca maxima.

Gesäumt ist die Prunkstraße von 260 hauptsächlich korinthischen Säulen, die einst mit den anliegenden Gebäuden eine Einheit bildeten. Zwischen dem Forum und der ersten Straßenkreuzung befanden sich vor allem öffentliche Gebäude und kurz vor der Kreuzung eine runde Agora, ein Marktplatz, der völlig restauriert wurde. Nach der Kreuzung folgen die prunkvollen sakralen Bauten. Die Straßenkreuzung wurde eingerahmt durch ein Tetrapylon – auf vier Sockeln standen vier mal vier Säulen, reich verziert, und teilten so Haupt- und Nebenstraße.

Kurz nach der Kreuzung sehen wir die Reste eine Kathedrale. Im 4. Jh. residierte der Bischof von Gerasa in dieser Kathedrale, für deren Doppelkirche um einen Brunnenhof ein römischer Dionysostempel dem Erdboden gleich gemacht und durch eine dreischiffige Basilika ersetzt wurde. Dass dieser Bau mit Brachialgewalt in das homogene Ensemble hineingezwängt wurde, erklärt, warum die Kathedrale an diesem Platz so deplaziert wirkt. Besonders schön ist der Schrein an der Treppe mit der Jungfrau Maria und den Erzengeln Gabriel und Michael.

Wir erreichen das Nymphäum, Wasserspiele zum Ergötzen der Menschen. Das zweistöckige Brunnengebäude aus dem 2. Jh., von Bürgern gestiftet, zählt zu den besterhaltenen Anlagen von Gerasa. Es wurde im unteren Geschoss mit Marmor verkleidet und oben mit Fresken geschmückt. Sehr viele verschiedene Verzierungen schmücken die Fassaden.

Wir gehen weiter und erreichen auf der Ostseite den monumentalen Eingang zum Artemistempel, die Propyläen. Der Artemistempel ist die imposanteste Anlage der Stadt. Der Tempel selbst ist ein Peripteros und liegt auf einem ca. 4,5 m hohem Podest. Die korinthischen Säulen des Atriums vor dem Tempel sind alle gut erhalten. Die Cella des Tempels mit ihren mit Tympana bekrönten Nischen war mit Marmor verkleidet. Hier stand die Statue der Göttin. Die Tempelanlage betrat man durch ein enges Säulentor, das sich inmitten der Kaufläden des Cardo erhob. In der Säulenhalle durften Bürger ihre Votivgaben und Opfer ablegen. Das Allerheiligste war den Priestern vorbehalten. Die aufsteigende Anlage mit ihren Treppen betonte die Vorstellung von der Göttin, die oben wohnt, und den Normalsterblichen, die zu ihr hinaufsteigen müssen. Man geht sieben mal sieben Stufen nach oben bevor man den Artemistempel erblickt.  Wenn man weiter nach oben geht, verschwindet der Tempel wieder, um dann wieder ganz langsam und in voller Schönheit zu erscheinen. Der Tempel mit 23m mal 40m war eines der wichtigsten Gebäude der Stadt. Von den ehemals 32 korinthischen Säulen (13 m hoch) sind noch elf erhalten. Der Artemiskult starb im 5. Jh. aus, als Christen Gerasa zu beherrschen begannen. Teile des Baus wurden für Kirchen verwendet.

Es wurden diverse byzantinische Kirchen ausgegraben, deren Reste im Anschluss an den Tempel zu sehen sind. Privatleute stifteten aus Verehrung für die Heiligen Johannes den Täufer, Georg, Cosmas und Damian im 6. Jh. diese drei Kirchen, die in die Anlage eingepasst wurden und die christliche Glaubensausrichtung Jarashs in jener Zeit vor der Islamisierung widerspiegeln.

Die Dreiheit, ein Glaubenswert schon im vorchristlichen Orient, schlägt sich in der Architektur nieder. Die Kirchen haben einen gemeinsamen Vorhof und gemeinsame Seitenmauern und entstanden auf den Grundfesten eines zerstörten Tempels. Bemerkenswert sind vor allem in der Cosmas- und der Damian-Kirche die Bodenmosaike, die die lebendige Natur zeigen und in der Johanneskirche das Stadtbild des ägyptischen Alexandria.

Wir gehen zum Ausgang zurück und schauen uns den Hadriansbogen, den Triumphbogen, genauer an. Man sieht den Triumphbogen schon von der Straße aus, ehe man das Ausmaß der antiken Siedlung überhaupt erkennt. Er wurde im Jahre 129 zu Ehren des Kaisers Hadrian erbaut, als dieser der Stadt einen Besuch abstattete. Obwohl auch heute noch imposant, war der ursprünglich mit Holzpforten versehene Bogen damals etwa doppelt so hoch wie heute.

Dahinter liegt das Hippodrom, einst eingerahmt von Tribünen für 15.000 Zuschauer, denen hier Pferderennen und antike Leichtathletikturniere geboten wurden. Es ist eine beeindruckende Anlage, die da vor unseren Füßen liegt. Was muss hier einmal für Trubel gewesen sein.