Wir fahren durch das Jordantal in Richtung Totes Meer. Es ist eine atemberaubende Landschaft, durch die wir fahren, steile Hänge, karge Felsen, eine Kreuzritterburg auf einem Berg, Ziegenherden, Beduinen- und Zigeunerzelte und, und, und …. .
Das Jordantal gilt als Obst- und Gemüsegarten des Landes. Die Region am Toten Meer dagegen ist gänzlich unfruchtbar, aber nicht unwirtlich, viele schroffe Felsen.
Wir fahren vorbei an Plantagen und Feldern, grünen Hügeln, saftigen Wiesen und Weiden. Der Jordan entspringt in den libanesischen Bergen, fließt durch den 209 m unter dem Meeresspiegel liegenden See Genezareth weiter bis zum Toten Meer. Er bringt es in dem 252 km langen Tal durch seine Mäander auf eine Länge von 353 km. Die Üppigkeit der Vegetation liegt nicht nur am Jordan, sondern auch an dem King Abdullah Canal. Im feuchtheißen Klima des Jordantales können dank dreier Ernten pro Jahr so viele Tomaten, Gurken, Zwiebeln, Bananen und Orangen angebaut werden, dass einiges davon exportiert werden kann. Die Tomaten schmecken ganz vorzüglich, fast so wie zu früheren Zeiten, die aus Omas Garten.
Wir erreichen das Wadi al-Kharrar. Hier soll das biblische Bethanien gelegen haben, wo Johannes der Täufer tätig war. Wir befinden uns hier in unmittelbarer Nähe der israelisch-jordanischen Grenze, der Jordan ist der Grenzfluss. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses findet man nur Schilf und kleinere Sträucher. Das hat sich 14 Jahre später bei unserer Israelreise komplett geändert (https://familie-domschke.de/galerien/bethanien-am-jordan-yardenit/).
Wir können trotzdem die Stelle besichtigen, an der John the Baptist tätig war und unter vielen anderen auch Jesus taufte. Es ist ein geschichtsträchtiger Boden. Ein einheimischer Führer und Muhaned erzählen auf englisch und unsere Reiseleiterin übersetzt ins Deutsche. Begleitet werden wir von einem Soldaten, der für unsere Sicherheit sorgen soll.
Wir sehen die Überreste eines byzantinischen Klosters aus dem 5.-6. Jh. mit mehreren Kirchen und einer Umfassungsmauer. Das Kloster verfügte über eine ausgeklügelte Wasserversorgungsanlage. In der Nordkirche befindet sich ein Mosaikboden mit griechischer Inschrift. Die Westkirche wurde direkt in den Fels gehauen und liegt unterhalb des Wasserbeckens. Die mutmaßliche Gebetshalle, möglicherweise noch vor dem 4. Jh. errichtet, ist der älteste Sakralbau vor Ort. Ein Sammelbecken, eine Zisterne und mehrere Absetzbecken befanden sich zwischen der Gebetshalle und der Kapelle. Das Sammelbecken wurde im 5.-6. Jh. in die für die Region typischen Mergelschichten hinein gegraben und ist das größte hier entdeckte Wasserreservoir. Die Innenwände wurden mit gleichmäßig behauenen Sandsteinblöcken ausgelegt. Eine dicke Kalk- und Putzschicht machten das Becken wasserdicht. Ein Deckengewölbe schloss das Ganze ab. Oben auf dem Hügel befinden sich drei weitere Wasserbecken. Eine rechteckige Kirche oder Kapelle aus dem 5.-6. Jh. befindet sich südlich des Klosterhügels. Hier konnten Pilger bei ihrem Eintreffen beten oder an einem Gottesdienst teilnehmen. Der Mosaikboden war mit Kreuzmustern verziert und Tragbögen hielten das Dach. Einer der Bögen ist wieder errichtet worden. Diese Kirche wurde nach Seiner Heiligkeit Papst Johannes Paul II benannt, zur Erinnerung an seinen Besuch am 21.03.2000.
Hier gibt es auch die Quelle Johannes des Täufers. Reisende und Historiker berichten, dass die Quelle einer Stelle unweit Tell Mar Elias entsprang und das Wasser bis in die Gegend nahe der Kirche Johannes des Täufers floss. Pilger schrieben, dass das Wasser dieser Quelle zum Trinken und zu Taufzwecken verwendet wurde. Mehrere Bauten und Becken wurden entlang des Frischwasserlaufs errichtet. Die alten Texte bezeichnen die Stätte als Aenon. Man ist noch weiter beim Ausgraben und hofft, weitere Nachweise aus biblischer Geschichte zu finden.
Wir stehen hier auf ganz historischem, geschichtsträchtigem Boden. Es ist interessant und man vergisst fast den Stacheldrahtzaun, durch dessen Einzäunung wir gehen, denn wir sind ja in greifbarer Nähe der israelischen Grenze.