Jakutsk ist die Hauptstadt der Republik Sacha (wir sagen Jakutien). Jakutsk wurde 1632 als Ostrog (Kosakenfestung) gegründet und diente als Ausgangspunkt für Erkundungen der nördlichen und südlichen Regionen bis zum Ochotskischen Meer.
Lange Zeit blieb sie nur ein unbedeutender, schwer zugänglicher Handelsflecken.
In der späten Zarenzeit war die Stadt vielfach Endstation bzw. Verbannungsort für missliche Untertanen. Das setzte sich zu Stalins Zeiten bis in die jüngste Vergangenheit fort. Die Erschließung Jakutiens wurde mit Hilfe der Verbannten und Sträflinge gesteuert. Für viele bedeutete die Verschiebung in die Region um Kolyma (Gebiet im Nordosten Jakutiens) ein Todesurteil auf Raten.
Als der unter der Erde Jakutiens liegende Reichtum nach und nach entdeckt wurde, bekam Jakutsk den Rang einer Verwaltungszentrale der Bergwerksgesellschaften.
Jakutsk steht und wächst unter den Bedingungen des Dauerfrostbodens, der unter der Sommersonne nur bis in eine Tiefe von etwa ein bis zwei Metern auftaut. Die Stadt steht auf Pfählen, die in der Regel bis zu zehn Meter tief in den Boden gerammt werden. Zwischen Erdboden und Erdgeschoss befindet sich immer noch ein Luftraum, der eine Erwärmung des Untergrundes über den Gefrierpunkt verhindert. Ein Verzicht auf dieses Lüftungssystem würde durch die Wärme des Gebäudes ein Auftauen und Aufweichen des Dauerfrostbodens und somit ein Absinken bewirken. Genauso wie die Gebäude müssen auch alle Leitungen für Wasser und Fernwärme in entsprechendem Abstand zum Boden verlegt werden. Dadurch wirkt das gesamte Stadtbild etwas eigenartig und sieht aus wie eine Baustelle. Als wir die Stadt besuchen, ist uns das Wetter nicht gerade hold, denn es nieselt und dadurch wirkt alles recht trist. Es gibt auch wenig Grün, da die klimatischen Verhältnisse kaum eine Vegetation zulassen. Allerdings die Blumen, die gepflanzt sind, erinnern an die Vegetation bei uns. Jakutsk liegt auf dem gleichen Breitengrad wie Tampere in Finnland.
Die Hauptstraße von Jakutsk ist der Leninprospekt.
Wir besuchen den Leninplatz mit einem großen Lenindenkmal. Hier haben auch die Regierung und die Verwaltung der Republik ihren Sitz.
Wir gehen zu Fuß zum ALROSA-Hotel „Polarstern“. Hierbei kommen wir an Resten der alten Stadtbefestigung vorbei, die original nachgebaut bzw. restauriert wurden.
ALROSA ist das zweitgrößte Unternehmen nach Gasprom in Russland. Der ALROSA-Konzern hat die Diamantengewinnung und deren Vertrieb als Einnahmequelle, damit organisiert er dann weitere Gebiete, wie Hotelketten.
Die Aktien des Konzerns sind zu je 33 Prozent im Besitz der russischen und jakutischen Regierung, je ein Prozent gehören den acht jakutischen Ulus-(Landkreis)Verwaltungen, auf deren Territorien die Diamanten gefördert werden. 21 Prozent der Aktien sind in den Händen der Mitarbeiter, vor allem der Bosse. Die restlichen 5 Prozent werden von der Armee gehalten, von einem sogenannten Garantiefond für Soldaten (die üppigen Gehälter der Generale sollen davon bezahlt werden).
Das Hotel ist ein modernes Gebäude, das zum Verweilen einlädt. Der Souvenirladen ist geschlossen, da es Sonntag ist. Nur frage ich mich, wer fährt hier her und macht hier Urlaub? Wir sind ja nur auf der Durchreise. Die Preise sind ähnlich denen eines Vier-Sterne-Hotels bei uns. Sicher ist Jakutsk eine interessante Stadt, in der man mehr als zwei Stunden auf Entdeckungsreise gehen kann. Es gibt sieben Theater, wie das Nationaltheater, das Russische Theater, das Jakutische Sprech- und Musiktheater usw.
Auch diverse Museen zeigen viel über Land und Leute und die Gegend, wie das Museum für jakutische Volkskunde, das Literaturmuseum, das Heimatkundemuseum und das ethnographisch-archäologische Museum.
Wir besuchen das ethnographisch-archäologische Museum. Es versucht, uns eine andere Welt nahe zu bringen. Eine umfangreiche Sammlung zeigt die Flora und Fauna sowie die Ethnographie und Geschichte Jakutiens. Das Museum ist mit viel Liebe gestaltet worden. Man merkt der jakutischen Museumsführerin an, dass sie mit Herz und Seele an den Exponaten hängt und uns noch viel mehr erklären würde, aber die Zeit drängelt. Unsere Dolmetscherin hat zu tun, uns alles verständlich zu machen.
Wir fahren zum Institut für Permafrost. Vor dem Institut steht ein kleines Mammut.
Am Horizont sehen wir Neubauten. Hier hat Österreich ein großes Klinikum gebaut.
In Jakutsk gibt es nur noch zwei Kirchen. Diese sind restauriert und die goldenen Türme der Nikolaikirche blinken schon von weitem. Die andere Kirche ist eine Holzkirche.
Die Nikolaikirche besuchen wir. Sie ist eine typisch russisch-orthodoxe Kirche mit wundervollen Ikonen. Unter der Ikone der Mutter Maria brennen wir zwei Kerzen an, eine für Marie, eine für Sophie.
Jakutsk ist eine Universitätsstadt. Es gibt hier eine Akademie der Wissenschaften. Eine Professorin dieser Akademie begleitet uns auf unserer Reise und wird versuchen, uns mit Hilfe von Vorträgen über Land und Leute ihr Land näher zu bringen.