1001 Nacht? So hatten wir es nicht erwartet. Aschgabat ist anders als alle anderen Städte, die wir bisher besucht haben. Bereits beim Anflug in der Nacht sehen die Lichter der Stadt anders als gewohnt aus. Die Straßen ziehen sich wie Perlenschnüre durch die Nacht, fast regelmäßig. Highlights (im wörtlichen Sinne) stechen hervor. Dazwischen sieht man kaum beleuchtete Flächen.
Das Bild über die Stadt verfestigt sich bei der Busfahrt zum Hotel. Nun ist es weit nach Mitternacht. Man sieht keine Leute auf der Straße und kaum Autos. Die Straßen sind taghell erleuchtet und die Häuser werden angestrahlt. Alles sieht groß und eindrucksvoll aus. Wir nähern uns dem Hotel, das wie ein aufgeblähtes Segel in der Nacht erscheint. Daneben schaut mich ein außerirdisches Gesicht an. Das ist der farbig angestrahlte Hochzeitspalast.
Der erste Eindruck beim Betreten des Hotels ist „Wow“. Ebenso beim Zimmer. Hier hat man nicht gespart und es fehlt auch nichts. Zur Ausstattung gehört beispielsweise ein Bose Radio und ein 55cm Samsung Smart TV.
Der monumentale Eindruck verstärkt sich dann am Tag. Es scheint, dass die Architekten hier ihren Phantasien freien Lauf gelassen haben. Es muss nur groß und eindrucksvoll sein. Eine gewisse Systematik ist andererseits zu erkennen. In einem Artikel in „die Welt“ wird die Architektur skurril genannt. Nach der Perestroika haben sich die Präsidenten ihre Stadt nach ihren Vorstellungen bauen lassen. Geld und Ressourcen scheint keine Rolle zu spielen. Hier sind viele Wohnungen gebaut worden – wir haben allerdings den Eindruck, dass der Leerstand sehr hoch ist.
Nach einem späten Frühstück fahren wir zur Ausgrabungsstätte von Nissa (UNESCO-Welterbe) – einst Hauptstadt des Partherreichs. Die Archäologen haben unsere Phantasie soweit unterstützt, dass der Königspalast aus der Jungsteinzeit wieder vor uns auferstehen konnte. Die Bauweise der Gebäude erinnert uns an Bam, die Wüstenstadt im Iran. Also hat sich diese Technologie der gestampften Lehmziegel mehr als 3000 Jahre erhalten.
Welche Reichtümer die Archäologen aus der alten Königsmetropole bargen, sehen wir morgen im historischen Museum von Aschgabat: Schmuckstücke, Weinkrüge und Trinkhörner aus Elfenbein erzählen vom rauschenden Leben der Bewohner.
Das Mausoleen aus Carrara-Marmor des ersten Präsidenten, der sich als Türkmenbaşy („Führer der Turkmenen“) bezeichnet hat und der 2006 vermutlich durch ein Attentat gestorben ist, und die größte Moschee Zentralasiens glänzen über der Stadt. Als wir die Moschee betraten, rief der Muezzin zum Gebet. Die Moschee soll bis zu 2000 Gläubige fassen. Außer uns Touristen sind gerade einmal 9 Männer im Gebäude, die ihr Gebet verrichteten.
Für die Mittagspause bietet sich ein Kaufhaus von Aschgabat an. Wir hatten am Samstag mit viel Gedränge gerechnet. Das hielt sich in Grenzen. Eine neue Erfahrung lehrt uns, dass man ohne McDonalds oder Burger King unsere Touristengruppe innerhalb kurzer Zeit bedienen kann. Nach 15 Minuten sind wir mit unserer Mahlzeit, die aus einer mit Fleisch gefüllten Teigtasche und Cola besteht, fertig. Dann haben wir Zeit, durch die Läden zu bummeln und noch einen Kaffee Americano zu trinken.
Groß und monumental stellt sich dann das Denkmal der Unabhängigkeit dar. Hier spürt man den Nationalstolz der Turkmenen, der ganz sicher durch den Präsidenten wesentlich mitgeprägt wird. Den „Höhepunkt“ des heutigen Tages stellt dann das Denkmal Ruhnama dar. Es ist die Verkörperung des Buches, das der Türkmenbaşy für sein Volk geschrieben hat und das ein wesentlicher Teil der Bildung der turkmenischen Jugend sein soll.
Das Abendessen nehmen wir in einem kleinen Restaurant mit einem 4 Gänge Menü ein.
>Bitte hier Klicken, um den gesamten Bericht zu lesen und die Bilder anzusehen.