Heute liegt eine längere Fahrt zum Issyk-Kul, dem Kirgisischen Meer, vor uns. Unsere Reiseleiterin verspricht uns trotzdem einen kurzweiligen Tag. Neben uns erheben sich die gewaltigen Gipfelriesen des Tianshan-Gebirges. Da ist schon mal ein Fotostopp angebracht. Selbst unsere Mitreisenden aus der Schweiz können sich diesem Reiz nicht entziehen. Wir fahren durch ein Gebiet, in dem die Bauernhäuser recht klein sind, meist einen gepflegten Garten haben, in dem Gemüse gezogen wird. Wir nähern uns einem Dorf, das von Deutschen gegründet wurde und in dem noch einige deutschstämmige Familien wohnen. Viele Deutsche wurden nach den Erlassen der Zarin Katharina der Großen nach Russland gelockt. Wegen der Repressionen im Zarenreich und in der Sowjetzeit hat sich dann über viele Stationen und Umwege die Mennonitengemeinde hier in Kirgisistan niedergelassen.
Uns begrüßt Heinrich, der Pfarrer der Gemeinde in dem Dorfgemeinschaftshaus. Das ist im Obergeschoß die Kirche und im Untergeschoss ein Allzweckraum, in dem wir mit Kaffee oder Tee und selbstgebackenem Kuchen bewirtet werden. Das Dorf wurde bei der Gründung Bergtal genannt. Im Zuge der Gründung der Kolchosen heißt es dann „Rot Front“. Heinrich berichtet, dass die Gemeinschaft jetzt nach der Unabhängigkeit ein gutes Auskommen hat. Inzwischen arbeiten sie mit der Baptistengemeinde zusammen. 1991 wurde das Land der Kolchose aufgeteilt. Die Fläche für die Familie wurde je nach Anzahl der Familienmitglieder festgelegt. Da seine Familie aus zwei Erwachsenen und drei Kindern bestand, erhielten sie 3,3ha. Nach der Unabhängigkeit sind viele deutsche Familien dem Angebot der Bundesregierung gefolgt und nach Deutschland umgesiedelt, so dass heute die Gemeinde noch etwa 100 Mitglieder hat. Wir besuchen auch den Friedhof der Gemeinde. Hier findet man neben einigen russischen Gräbern viele deutsche.
Orientalisch grüßt das Minarett von Burana. Hier befand sich an der Kreuzung von zwei Routen der Seidenstraße eine Stadt. Daneben sind zahlreichen Balbals – geheimnisvollen Grabsteine – aufgestellt. Heute sitzen viele junge Leute dazwischen und versuchen sich in Zeichnungen des Minaretts mit den schneebedeckten Gipfeln im Hintergrund. Selbst auf dem Minarett hat sich eine Zeichnerin begeben, um eine gute Perspektive zu haben. Die Besteigung des Minaretts verkneifen wir uns. Die Wendeltreppe ohne Geländer und anderen Möglichkeiten zum Festhalten im stockdunklen Innern ist eine Herausforderung.
Eine Spannweite von mehr als zwei Meter hat der Adler, den der Adlerjäger zum Jagen auf Kaninchen und Füchse abgerichtet hat. Selbst Wölfe sind vor den kräftigen Krallen nicht sicher. Eine kleine Demonstration des imposanten Tieres lässt uns alle staunen. Dann dürfen wir uns in der Wohnstube der Familie auf weichen Kissen niederlassen. Die Hausfrau bewirtet uns mit Tee und Gebäck.
Dann erwartet uns das nächste Highlight: die Felsenzeichnungen von Tscholpen Ata, die Menschen schon vor Tausenden von Jahren in die Steine ritzten. Das ist ein Steingarten von mehreren Hektar Größe. Die Steine mit den eingeritzten Zeichnungen liegen mittendrin.
Kristallklar öffnet sich dann vor uns auf 1600 m Höhe der Issyk-Kul – der zweitgrößte Hochgebirgssee der Welt. In einer großzügigen Ferienanlage am See findet die heutige Reise ihr Ende.
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